Auch der Zeitung hat's gefallen - Zwei SchwäPo-Artikel

Klein, aber fein – abseits des Adventstrubels

Stadlweihnacht Der Weihnachtsmarkt in Lippach-Lindorf ist ein lohnender Geheimtipp.
Westhausen-Lindorf. Er ist klein, aber fein, der Weihnachtsmarkt im Hof von Familie Maierhöfer in Lindorf. Fast könnte man daran vorbeifahren. Kaum zehn Häuser zählt der Weiler zwischen Lippach und Zöbingen.

Draußen zwei dampfende Rösser nach einer Kutschfahrt, daneben aufsteigender Rauch aus dem „Smoker“ mit dem Geräusch brutzelnder Besonderheiten. Keine „Jingle Bells-Dauerbeschallung“ und beim Betreten des Stadls vermischt sich der Geruch von Eselmist mit Waffel-duft. Hier und da stehen Sitzgruppen. Viele nutzten die Gelegenheit, kurz abzuschalten von vorweihnachtlicher Hektik.

Ein spezielles Ambiente erwartet die Besucher ein paar Treppenstufen weiter oben. Gedämpftes Licht hinter dekorierten Ständen und Menschen, die zu ihren selbst gefertigten Waren Besonderheiten zu erzählen wissen. So wie Silke Knecht von den Ostalb Alpakas Westhausen. Bis zu sechs Kilo Wolle gibt ein einzelnes Tier. Bei der Pflege ihrer zehn Alpakas und der Verarbeitung der Wolle zu Hüftwärmern, Steppdecken oder Seifen hilft die ganze Familie mit.

Mit Säge, Bohrer und Bunsenbrenner wissen Margret Hammele und Angelika Köder aus Ellwangen umzugehen. „Wir brauchen dazu keinen Mann“, lacht eine der Schwestern, die mit ihren hölzernen Weihnachtskrippen oder geflammten Tannenbäumen zum ersten Mal in Lindorf mit dabei ist.

Mit Liebe gemacht sind die Holzketten und Dekoartikel von Thomas Kling und Franz Fischers brenngeschnittene Edelstahlfiguren kommen gut an. Jede Menge selbst gestrickter Socken, handgefertigte Taschen oder kreative Geschenkideen gibt es am Stand der Handarbeits- und Kreativgruppen aus Lippach und Pfahlheim.

Stille kehrt ein, als im Haus nebenan oder besser im Wohnzimmer von Elke Maierhöfer, der 27-jährige Autor Tobias Leilason eine seiner selbstverfassten Weihnachtsgeschichten vorliest. Etwas lauter wird es erst gegen Abend, als der Fanfaren- und Musikzug Lippach nun doch weihnachtliche Melodien spielt.

Elke Maierhöfer, auf deren Initiative die Lindorfer Stadlweihnacht entstand, zählt auf, viele Helfer aus dem Kirchengemeinderat und die Ministranten haben sich beim Verkauf von Waffeln und Kuchen bewährt. Der Erlös dient der Renovierung der Lippacher Kirche St. Katharina.

Die Stadlweihnacht in Lindorf ist am Sonntag, 11. Dezember, ab 10.30 Uhr erneut geöffnet.

 
© Schwäbische Post 06.12.2016 22:53
Lesung "Meine Weihnachtsgeschichten", SchwäPo
Lesung - Bild SchwäPo

Funkelnde Lichter und knisterndes Feuer

Hirtennacht Westerhofen Uriger Treffpunkt mit Geschichten und Musik.
Westhausen-Westerhofen. Man könnte fast meinen, es handle sich um einen Sternmarsch. Aus allen Richtungen machten sich Menschen zu Fuß auf, um rechtzeitig zur Abenddämmerung nach Westerhofen zu gelangen.

Fast wie die Hirten aus Bethlehem versammelten sich alle vor der lebensgroßen Holzkrippe inmitten eines Meeres aus funkelnden Lichtern und knisterndem Lagerfeuer.

Weihnachtliche Musik fein klingender Trompeten, güldener Saxophone und tief tönender Posaunen vermischt sich mit dem fröhlichen Gemurmel unzähliger Besucher. Dazwischen einige Männer und Frauen, die sich mit wärmenden Schafsfellen oder großkarierten Ponchos unter das Volk mischen.

Einer davon ist Thomas Pertoll. Er gehört zu den Machern der Hirtennacht. „Angefangen hat alles mit der Idee, eine Krippe auf den Dorfplatz neben dem Weihnachtsbaum zu stellen“, weiß er. Stilecht sollte sie sein und so fand man in Wiebke Bader eine Frau aus dem Dorf, die mit Kettensäge und Schnitzmesser umzugehen verstand, und so Josef und Maria mit dem Jesuskindlein schuf.

Aber es wäre nicht Westerhofen, wenn sich daraus nicht ein „Feschtle“ ergeben hätte. Und so feiert die 400-Seelen-Gemeinde seitdem alljährlich am Vorabend des dritten Advents ihre Hirtennacht mit Sternentheke, wärmenden Öfen und allerlei kulinarischen Offenbarungen.

Das Weihnachtsensemble der Lauchheimer Stadtkapelle und die Sänger des Krieger- und Heimatvereins Westerhofen gehören dabei ebenso fast zur Tradition wie die Weihnachtsgeschichten am Lagerfeuer.

In diesem Jahr war es Tobi Leilason, der die vielen Kinder auf ihren Strohballen und die umherstehenden Erwachsenen mit seinen Geschichten in seinen Bann zog. Der junge Autor aus Dalkingen ist spontan für den erkrankten Pfarrer Reiner eingesprungen. Er erzählt von Max und Mara – eine rührende Geschichte, die er am Nachmittag noch schnell geschrieben hatte, und in der sich am Ende das einsame Mädchen als Christkind herausstellen wird. Später liest er noch aus seinem Buch über Jimmy und dem Weihnachtsengel.

Es ist ein besonderes Flair, das die Krippe und die vielen Hütten umgibt. Die Westerhofener Kirche von außen angestrahlt, auf den Fenstersimsen der umliegenden Häuser unzählige Kerzen in durchscheinenden Gläsern und leuchtende Weihnachtssterne in den Bäumen.

In der Person von Franz Glaser wissen die Organisatoren auch ihren „Illuminator“ für ein außergewöhnliches Ambiente zu schätzen.

Da braucht es kaum mehr einen zimtgesteuerten Schäfchentrunk oder feurigen Hirtengeist, um in eine vorweihnachtliche Stimmung zu geraten. Der Erlös aus der Hirtennacht soll wieder sozialen Einrichtungen zugutekommen. 

© Schwäbische Post 11.12.2016 17:41